Schon am Anfang des Berichtes „Homo faber“ wird deutlich, dass Faber seine Mitmenschen nicht verstehen und auch nicht ertragen will. Er kann ihnen keine emotionale Zuwendung schenken und sich nicht auf sie einlassen, was auf seine ausgeprägte Ich-Bezogenheit zurückzuführen ist. Er meidet Kontakt und ist froh wenn er alleine ist. Das merkt man stark im Bezug auf Frauen. Hier betont Faber, dass er am liebsten alleine lebt und mit Frauen im Allgemeinen nicht viel anfangen kann. Im Bericht fällt einem auch auf, dass er in seinem Äußerungen über Frauen schnell von der Frau persönlich und ihrer Individualität abweicht, und sich allgemein über sie, als Gruppe, äußert. Faber meidet körperliche Nähe, so wie ihm alles Körperliche, wie auch Sexualität, unangenehm erscheint. Über seine erste sexuelle Begegnung schreibt er „Das war absurd“. So geht alles Sexuelle von der Frau aus und zwar gegen seinen Willen. Genau das fürchtet er bei den Frauen so, seine eigene Verführbarkeit, die Kontrolle über sich und allgemein etwas zu verlieren. Dies spricht gegen sein Selbstbild als Techniker. Das verabscheut er am meisten.
In Fabers Leben spielen drei Frauen eine wichtige Rolle:
Zum einem Ivy, die Fabers klischeehaftes Frauenbild („Ivy heißt Efeu und so heißen für mich alle Frauen“) verkörpert und zugleich den „American way of life“ repräsentiert. Sie wird sehr oberflächlich dargestellt und denkt hauptsächlich an ihr Aussehen. Auch die Kommunikation zwischen ihr und Faber ist sehr oberflächlich und flüchtig. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb Faber so wenig von ihr weiß, obwohl er sie eigentlich schon länger kennt. Auch in seiner Beziehung zu Ivy werden seine Schwierigkeiten, Sexualität als etwas Natürliches anzusehen deutlich => Ivy war „ein herzensguter Kerl, wenn sie nicht geschlechtlich wurde…“.
Bei Sabeth nimmt Faber zuerst auch Äußerlichkeiten („Roßschwanz“, „Espadrilles“) wahr, die ihm immer wieder ins Auge fallen. Sabeth symbolisiert den Bewusstseinswandel Fabers in seiner Einstellung zu Frauen. Diese Funktion von Sabeth hat letztendlich auch etwas mehr Gewicht als die Rolle der Tochter in dem Bericht. Faber ist, im Gegensatz zu Ivy, fasziniert von Sabeth und sieht sie als sehr eigenständig an. Faber sucht im Bericht immer wieder ihre Nähe, obwohl er selbst nicht sagen kann weshalb. Gleich von Beginn an erinnert Sabeth ihn an Hanna. Um diese Auffälligkeit ganz sicher zu widerlegen, zog er sogar die Mathematik hinzu, um Sicherheit zu haben, dass Sabeth auf gar keinen Fall seine Tochter sein kann. Für den Leser wird allerdings, durch die so oft genannten angeblichen „Ähnlichkeiten“, schnell klar, dass er Sabeth doch sehr stark mit Hanna identifiziert oder sie vielleicht sogar als die oben Genannte ansieht. Faber bemerkt auffällig Sabeths Jugend, wobei er vielleicht seine Überlegenheit deutlich machen will. Das Verhältnis zwischen den beiden ist sehr gespalten und häufige Unstimmigkeiten sind unverkennbar. Ihre Beziehung ist die Hinführung und auch der Auslöser für die weitere Handlung nach Sabeths Tod.
Hanna spielt die Rolle einer sehr emanzipierten Frau, die ihr Kind alleine aufzieht und zugleich eine Karriere verfolgt. Sie bildet einen Gegenpol zu Faber und verkörpert das Gegenbild zu ihm in diesem Geschlechterkampf. Allerdings ist Hanna Faber gleichgestellt, vielleicht sogar überlegen und daher wird Fabers Selbstbewusstsein, in seiner Rolle als Mann und Techniker, stark angekratzt.
Bei der Begegnung in Athen ist er sehr überrascht von Hannas „männlicher Sachlichkeit“, trotz der er Hanna als Frau, die nicht gerade unweiblich ist, ansieht. Die Einsicht, dass Hanna ihr Leben unter Kontrolle hat und ihn, oder einen anderen Mann, nicht dazu gebraucht hat, trifft ihn, da so seine Vorstellung, dass Frau ohne Mann keine vollkommenes Leben führen kann, völlig zerstört wird. Rückblickend denkt Faber oft über die geplatzte Hochzeit nach. Hierbei sucht er Gründe, dass Hanna schuld daran sei, da er so sein schlechtes Gewissen loswerden kann.
Hanna beeindruckt den Leser durch ihre Selbstständigkeit und ihr beherrschtes Verhalten.
by Julia |